9 von 5 Luxusyachten fürs Oktolog 2023

Seit Jahren versuche ich die perfekte Beschreibung für das Oktolog zu finden. Aber mal ganz ehrlich unter uns, kein Schmäh: Das Oktolog lässt sich nicht erklären. Mensch muss es sehen, fühlen, erleben, um zu verstehen, warum Oktolog:innen so von dieser magischen Woche schwärmen. Das Oktolog 2023 ist jetzt aber rum. Deswegen versuch ich mein Bestes, zu erklären, warum das Oktolog so großartig ist.

Wir starten mit der Eventbeschreibung, für alle Neuen: „Oktolog bietet an 8 Tagen im August produktiven Menschen Raum für kreatives und kooperatives Arbeiten. Das Art & Maker Camp im Schl8­hof ist für alle, die Lust am kreativen Schaffen und Kollaborieren haben. Es können Ideen entwickelt, Projekte umgesetzt, neue Techniken oder Werkstoffe getestet werden.“

Eine unvollständige Liste

Betrachten wir dieses Oktolog auf der künstlerischen Ebene, kann mensch sich alle Finger ablecken. Dieses Jahr waren viele Newbies am Start, die ohne Erwartungen aber mit umso mehr Vorfreude im Schlachthof eintrudelten. Beim Rundgang ließ sich von ihren Blicken ablesen, wie verblüfft sie waren, über diesen Ort und die Möglichkeiten, die er bietet. Es lässt sich gar nicht so einfach aufzählen, welche Bereiche dieses Jahr vertreten waren.

Ich versuche mich an einer unvollständigen Liste: Stoffe wurden plissiert, Dinge in 3D gedruckt, Stop-Motion-Installationen auf Schallplatten erstellt, gezeichnet, tätowiert, zeitbasierte Medien genutzt, Podcasts aufgenommen, Musik gemacht (viel und in allen möglichen Konstellationen), getanzt, fotografiert, Matchbox-Autos aufgeklebt, knautschige Gesichter kopiert, Vögel imitiert, Lichtinstallationen kreiert, Wände bemalt, Klaviere zersägt, Kühlschränke umfunktioniert, gesungen, Fotoalben aussortiert, Liebesbriefe geschrieben, Musik programmiert, Hirngespinste ausgestopft, Mäuse gezeichnet, Aquarellrunden organisiert, Klamotten gehäkelt und genäht.

Modus: Beta-Version

Dieses Jahr war auch vieles neu. Das Oktolog fand quasi in einer überarbeiteten Beta-Version statt und wurde auf Herz & Nieren geprüft. Unser Ziel: Das Oktolog soll von Jahr zu Jahr zu einem Kreativcamp heranwachsen, das von den Teilnehme­r:in­nen selbst organisiert und mitgetragen wird. Be­reits in der Vorbereitung aber auch während des Camps wurde angepackt. Egal, obs die Autofahrten zum Lebensmittelretten waren, der Abwasch, das Frühstück oder der Aufbau – dieses Jahr hat jede:r Teilnehmer:in etwas beigetragen.

Die Küche wurde zum Gemeinschaftsprojekt. Neben dem Head of Suppenlöffel, Elias, der sich so unpackbar ins Zeug gelegt hat und herrliche Gerichte gezaubert hatte, gab es extrem viele Teilnehmer:innen, die fleißig Zwiebel geschnitten, Palatschinken gewendet, Lasagneblätter geschichtet und Salate gewaschen haben. Dieses Jahr haben wir neben dem Less-Waste-Faktor auch den pflanzlichen Weg für unsere Küche gewählt und so gab es zum Großteil vegane Gerichte.

Die Sache mit den Oktolog-Momenten

Vielleicht habt ihr schon einmal gehört, dass jemand über den „Oktolog-Moment” spricht. Jede:r Teilnehmer:in hat mindestens einen (aber meist ganz viele) Momente, die sich ins Herz einschreiben, weil sie so schön und besonders waren.  Es war der Mittwoch im Outdoor-Wohnzimmer, als Martin plötzlich sagte: „Ich hab gestern meinen Oktologmoment erlebt.” Natürlich war die Runde neugierig und so teilten wir der Reihe nach unsere Momente. Meiner: Im Spaß sagte jemand beim Abendessen: „Ich wünsch mir Palatschinkensterne” und ein Teilnehmer hat extra für uns Sterne aus seiner Palatschinke geschnitten.

Woraus das Oktolog also wirklich besteht – neben all der Kunst: jede Menge persönlicher und gemeinschaftlicher Momente, unerwartet schöne Gespräche, neue Bekanntschaften und Synergien, Frühstück am Dach, Jams und die Liebe zu neuen Instrumenten, Malgruppen, mit Lastenrädern zur Traun fahren, gemeinsam Kochen und Essen, schwimmen, sich erholen, viele Emotionen spüren, in der Küche tanzen und grölen, Ressourcen teilen, schlafen und feiern, Musik hören, Karten spielen, neue Bands gründen, Umarmungen, Wertschätzung, Knieübungen am Morgen, Basketball spielen, Lachen, Stadtführungen von einem Wiener, dankbar sein, Akkus laden, ...

Safer Space sein

Am Oktolog entwickelt sich eine ganz andere Sprache. Die Menschen gehen umsichtiger miteinander um. Neue Teilnehmer:innen sind irritiert davon, dass persönliche Grenzen wirklich ernstgenommen werden. Aber so ist es nunmal. Das Wahren von Grenzen ist Kernpunkt des Oktologs, der dieses Jahr vor allem durch den Einsatz eines Awarenessteams hervorgehoben wurde. Am Oktolog gibt es unendlich viele Möglichkeiten und Freiheiten, es ist nicht wichtig, wer wir „da draußen sind”. Alles, was zählt, ist das Hier und Jetzt, die Gemeinschaft, der sichere Raum.

Aber auch wenn hinter vorgehaltener Hand von einem „antikapitalistischen, anarchi(sti)schen Ort” gemunkelt wird, ist das Oktolog kein rechtsfreier Raum. Und so sehen auch wir uns in der Pflicht, ein Safer Space für Alle zu bleiben. Das beinhaltet nicht nur einen Code of Conduct und Awarenesspersonen, sondern auch Ruheraum und -karte, die dieses Jahr rege genutzt wurden. Denn nur, weil Oktolog:innen eine aware Grundhaltung mitbringen, heißt es nicht, dass wir nicht grenzüberschreitend sein oder Grenzen mal nicht gut kommunizieren können. Und das ist okay. Wir schauen ja aufeinander und lernen gemeinsam.

Das große Miteinander

Die Essenz des diesjährigen Oktologs nehmen wir natürlich auch in unseren Rückblick mit. 8 Tage lang war das unser Credo: Einander Zuhören, sich Raum geben, Platz für alle Worte finden. Also, haltet die Taschentücher bereit. Es wird ein bisschen kitschig. 

•          „Ich hab das Oktolog heuer besonders kreativ im Output empfunden. Es waren so viele neue aber natürlich auch altbekannte Gesichter unterwegs und ein ein ganz neuer Flow war zu spüren.”

•       „Das Awareness-Thema war super gelöst, hab mich heuer auch diesbezüglich gut und wohl gefühlt.” 

•          „Danke an Esther: es ist so wunderbar, wenn sie einmal in der oktoWoche die Bar so liebevoll dekoriert und uns mit Cocktails und stimmungsvoller Musik verwöhnt. Das möchte ich nicht missen.” 

•          „Danke für die Lastenfahrräder die uns so flott zur Traun und erfrischt zurückbringen.” 

•          „Ich habs wirklich wirklich toll gefunden, dass es ein Awareness Team gab, dass ein Code of Conduct formuliert und ausgehängt wurde, dass die Toiletten alternativ beschriftet wurden usw. Das ist so schön zu sehen, dass sich diese Art von genereller Awareness auch langsam in den schl8hof einfindet!”  

•          „Ich war und bin immer wieder gerne am Oktolog und finde es beeindruckend was ihr heuer geschaffen habt!

•          Mir wurde ein Gefühl vermittelt, dass es immer eine Ansprechperson gibt, an die wir uns zu jederzeit wenden können, egal zu welchen Belangen.“

•          „Manchmal hab ich in künstlerischen Bubbles (vor allem im musikalischen Bereich) den Eindruck, es geht schnell mal um Bewertung und Leistung. Was das Oktolog für mich schafft, ist es, einen leistungsfreien Raum zu gestalten, wo jede Person sich so zeigen kann wie er:sie ist unter dem Motto: Nichts muss, alles kann sein!“

•          „Das war ein premium All-inclusive-Urlaub mit persönlicher Entfaltungsmöglichkeit! Ich gebe dem Event 9 von 5 Luxusyachten!”

Jubel, Trubel & ein Abschluss

Das Oktolog fand auch dieses Jahr in der Werkschau seinen fulminanten Abschluss. Wir Oktolog:innen freuen uns immer tierisch auf den Abend, während gleichzeitig das Herz ein bisschen schwer wird. Schließlich markiert es den Ende der unbeschwerten Zeit. Die Werkschau dieses Jahr war auf vielen Ebenen magisch. Einerseits konnten wir unseren Augen nicht trauen aufgrund der hohen Be­su­che­r:innenzahl, aber auch, weil die Werkschau mit so einer Breite an unterschiedlichsten Projekten, Performances, Bands und Ausstellungsobjekten bestückt war.   Abschließen möcht ich mit einem Feedback, das die Werkschau einfach perfekt auf den Punkt bringt: „Es war wirklich ein wundervoller Abend voller wundervoller Oktolog-Zaubermomente.”

von Katja Frey |