Das Wählscheibentelefon

Wir telefonieren miteinander. Mein Freund und ich telefonieren miteinander. Er wäscht ab, ich sitze am Küchentisch und schreibe. Wir waren 4 Monate im Ausland, haben dabei unsere Handys mit heimischen SIM-Karten vom Supermarkt (mit dem großen H im Logo) genutzt. Das geht 4 Monate, dann sagt EU-Gesetz „Zurück zum Ursprung oder internationale SIM kaufen, sonst wird’s teuer“. Hat uns nicht geängstigt, unsere Rückkehr war vorher geplant.

Nun sind wir zuhause, seit Monaten. Unser Bewegungsprofil ist beschränkt, bei beiden ähnlich, im Fall von Grenzübertritten sogar identisch. Trotzdem bekam mein Freund eine SMS, er nutze die Dienste überwiegend im Ausland, während ich – per Entwarnung – klar im Inland zugegen bin. Wir konsultieren den Kundendienst. Tendenz technischer Fehler. Aber nein.

Wenn Person T und Person C zur gleichen Zeit heimkehren, jedoch nur Person T herumtelefoniert und Daten empfängt/versendet („sind wieder da“ „ist scheiße“. Was tun mit Post-Reise-Kater? Let’s google it), dann hat Person C mit identischem Geo-Profil die überwiegende Nutzung im Inland noch nicht wieder hergestellt, weil – read carefully – im Ausland mehr GENUTZT wurde als im Inland. Hier sein ist schön, aber so lange du hier weniger machst als dort, bist du mehr dort als hier. Ätsch.

Es ist der Moment, in dem ich ein Wählscheibentelefon herbeisehne. Jetzt telefonieren wir den Prozentsatz nach oben. Wir lassen unsere Telefone einander anrufen, spielen lustige Echo-Klatsch-Feedback-Spiele, testen die Akkulaufzeit. Ein Schnurtelefon wäre lustiger, normales Sprechen billiger. Aber wir investieren Sprechminuten. Damit wir künftig nicht investieren müssen, falls wir sprechen möchten. Eine Schlacht des Hypothetischen. Mittlerweile dürfte die Statistik gut aussehen.

Während ich mir ein Überdenken des Konzeptes „Inland/Ausland“ oder eines vom U in „EU“ wünsche, erhalte ICH wieder eine Warnung – wir waren 5 Stunden in Tschechien, wie waghalsig. Ich will ein Wählscheibentelefon. Jetzt.

von Theresia Meindl |