Der Kater

Es ist Sonntagabend. Zwei Personen betreten die Klanginstallation ‚die tönen / they sound‘ von Agnes Hvizdalek, Heike Waldner-Kaltenbrunner und Thomas Grill am Festival Music Unlimited. Ein Kater kommt – von den beiden Personen unbemerkt – mit in den Raum. Dann fällt die Tür laut hörbar zu. Liegestühle, Sofas, Stühle, Couchen stehen im Raum. Die beiden Personen setzen sich. Der Kater ist über Rohre und Mauervorsprünge auf ein Regal weit oben im Raum gehüpft, von unten ist nur mehr eine Pfote zu sehen.

Bist du gestern auch am Festival gewesen?

Nein, wie war’s denn? Hast du die Death Metal Band gesehen?

Witch Club Satan? Die waren großartig! Nur war es irgendwie recht leise.

Im Publikum?

Nein, der Sound!

Wirklich?

Ja, vielleicht, weil es fast mehr eine Theaterperformance als ein Konzert war.

Aber mit Metal-Elementen?

Genau! Mit vielen Details auch. Und sie hatten „Schlüssel“, wie wir in den sexistischen Strukturen dieser Welt zurechtkommen und sie verändern können.

Das klingt super.

Mhm, befremdlich war nur, dass viele männliche Personen im Publikum die Körper der Künstlerinnen gefilmt haben.

Ich habe vorhin jemanden sprechen hören, die wären nackt gewesen.

Das waren sie nicht, sie sind mit nackten Oberkörpern aufgetreten – zeitweise.

Das entspricht ja dem Metal-Ding, mit nackten Oberkörpern aufzutreten, meist sind das halt Männer.

Genau. Das ist nicht so recht angekommen. Und auch generell ist am Festival extrem viel über das Aussehen, die Kleidung, das Körpergewicht der Künstlerinnen gesprochen worden. Man hat sich ja gerühmt damit, dass mehr als die Hälfte der beteiligten Frauen sind, was großartig ist, aber –

Der Kater miaut.

War das eine Katze?

Schon?

Oder das Geräusch gehört zur Installation?

Die soll ja angeblich auf uns reagieren!

Die beiden Personen sehen sich im Raum um, versuchen mit der Installation zu interagieren, eine klopft auf den Tisch, die andere macht Geräusche mit Zunge, Gaumen und Lippen. Die Installation wird kurz laut, zieht sich dann wieder zurück.

Es gibt ja viel Auseinandersetzung, wie unterschiedlich auf Frauen und Männer auf Bühnen geschaut wird, da könnte man eine Ausstellung dazu machen.

Man könnte Becher produzieren, auf denen ein Tipp draufsteht.

Eintrittskarten könnten etwas beinhalten.

Im Programmheft könnte etwas stehen.

Bei den Ansagen könnte man Anregungen benennen.

Damit man nicht hineintappt, Stereotype nicht reproduziert.

Nicht davon ausgehen, dass man frei von Sexismen ist, weil man es gerne wäre.

Man kann sich halt nicht verlassen, auch nicht auf sich selbst.

Auch wenn man reflektiert ist, braucht man Unterstützung.

Eine Art Begleitprogramm zu den Konzerten.

Ja, vielleicht auch mehr als „nur“ eine „Begleitung“.

Weg auch vom eindeutigen Setting: dort die Künstler*innen, hier das Publikum.

Und irgendwo noch die Kulturarbeiter*innen.

Die Tür wird geöffnet, du betrittst den Raum. Der Kater läuft nach draußen. Die Tür fällt zu. Du sagst:

____________________________________________ .   

von Tamara Imlinger |