Folge 10: Über Selfcare im Kleinen und im Großen

Damen und HerrInnen, oft frage ich mich selbst, ob ich den Laden überhaupt im Griff habe.

Was bin ich für eine Matriarchin, dass es noch keinen Autobahn-100er gibt? Dass man anderen Menschen ungestraft After Eight anbieten darf? Dass irgend­- welche dahergelaufenen Arbeitsminister den in Teilzeit schuftenden Müttern die Sozialleistungen zu kürzen drohen – ungestraft? Dass Strom dafür vergeudet wird, dass Investmenthallodris damit zwei Tonnen schwere, verboten schiache SUVs durch meine Gasse bewegen? Dass die Medien die „Meinung“ von „Politikern“ abdrucken, Österreich möge aus der Europäischen Menschenrechtskonvention austreten?

Meiner Meinung nach sollten sie dafür ja zum Backpfeifenduell gefordert werden, aber ich muss auch der Wahrheit die Ehre geben: Als glühender Menschenrechtskonventionalistin wird mir die Hand schwer, wenn sie der Mitschöpfung Schmerz verursachen soll, und sei sie noch so dumm.

Noch viel schmerzlicher ist die Wahrheit, dass ich mich nicht um alles kümmern kann. Als Despotin des Guten muss ich das Weltganze im Auge behalten. Und da relativiert sich das Welser bzw. OÖ-Ungemach halt schnell wieder zu einem Lulu-Problem.

Deswegen muss ich euch, die ihr eure sieben Zwetschgen halbwegs beinander habt, zur tätigen Weltverbesserung im Lokalen auffordern.Selfcare erschöpft sich nicht darin, dass man wie ein letschertes Würschtl in irgendeiner blöden Therme schwimmt! Nein, Selfcare ist gesunde und rationale Aggression im eigenen Umfeld!

Wenn das nächste Mal ein älterer, hellhäutiger Mann über das Gendern greint, gar nicht ausreden lassen, spätestens ins Wort „Sprachverhunzung“ reinbellen, ob der Herr in Zeiten wie diesen leicht keine anderen Probleme habe?!

Den grauslichen Premiumfahrzeugen könntet ihr passiv-aggressive Zetterln unter die Scheibenwischer klemmen, darauf stünde „Powered by small dick energy“ oder „Ihr Auto macht meine Augen bluten“ oder „Im nächsten Leben sind sie Alleinerziehende mit einer rostigen Micra Mouse“.

Wenn euch der Krieg auch schon so anzipft, könnt ihr euch gerne durch das Verfassen glühender offener Briefe erleichtern, aber schaut künftig genauer auf die richtige Adresse: en.kremlin.ru/contacts. Lieber wär’s mir ja nach wie vor, jemand würde sich nachhaltig um das Problem kümmern, der sich nicht so stark an die Menschenrechte gebunden fühlt wie ich.

Was auch gut funktioniert, man soll’s nicht glauben: Wählt’s halt Leute, die nicht gar solche Trottel sind! Für mich gilt das nicht: Seine Mutti kann sich man auch nicht aussuchen.

von Dominika Meindl |