Skitourenglück im Matriarchat

Mit schweren Rucksäcken und leichten Herzen steigen wir von der kalten Dietlhölle ins frühlingswarme Stodertal. Wir freuen uns über die per­sönliche Ski-Erstbesteigung eines noch anonymen „Gipfels“ knapp unterhalb des Großen Hochkastens, den wir kurzerhand „Wildklapf“ benannt haben.

Kurz vor dem Ziel begegnet uns ein Bekannter meines Mannes, dem wir unsere Heldinnentat schildern. Wie es der Zufall will, trifft der Bekannte am nächsten Morgen meinen Mann im Pendlerzug – und verschergelt uns. Ob er eh wisse, mit wem ich mich gestern herumgetrieben habe?

„Ja, mit der Mütterrunde“, sagt der Gatte. Der Bekannter schaut betrübt, Mutter sei bestimmt keine dabei gewesen ... Mein Mann lacht, dann erst klärt er den Schergler auf. Seit einigen Jahren gehe ich fast nur mit den Welser „Hausfrauen und Müttern“ auf Skitour. Es ist tatsächlich meist nur eine darunter, die mit gutem Willen als Frau gelesen werden kann (die Verfasserin), alle anderen sind Männer. Und zwar die löblichsten Vertreter ihres Geschlechts.

Der Name der Runde rührt von einer legendären Durchquerung des Toten Gebirges, bei der die Herren kochten, einheizten, den Weg suchten, nach Stürzen aufhalfen, alles mit geduldigster Fürsorge. „So ist das eben, wenn man mit Hausfrauen und Müttern unterwegs ist!“ hatte der Freund abgewunken, als ich mich am Ende der „herrlichen Bergfahrt“ (Gisbert Rabeder) bedankte.

Und so kommt es, dass eine glühende Befürworterin des Matriarchats Henne im Korb ist. Ein nur scheinbares Paradox! Wenn die Schalthebel der Macht in Frauenfäuste kommen sollen, müssen wir dem Mann zeigen, wie viel schöner es ist, sich in der Freizeit zu entfalten. Im Ernst: Sogar nach dieser durchwachsenen Saison behaupte ich, dass es kaum Schöneres als eine Skitour ins Tote Gebirge gibt, höchstens das Bier danach, mit lieben Menschen.

Im Mai überwinden wir uns ein letztes Mal. Zuhause blüht der Flieder, man könnte sich einfach ins Gras legen. Aber einmal wollen wir es noch wissen, obwohl klar ist, dass wir an solchen Frühsommertagen die Ski schon länger auf dem Rucksack tragen als sie uns dann auf dem Schnee. „Gehen wir uns noch einen Grausen“, sagen wir, damit wir uns leichter trennen können. Die ersten beiden und die letzten Stunden einer solchen Tour sind eine Tortur, die Zeit oben auf dem Plateau ist trotzdem dermaßen schön, dass wir erst recht wieder mit Wehmut auf den ersten Schnee im Dezember warten. Aber man soll immer ein bisschen Sehnsucht haben, nach dem echten Leben da oben.

von Dominika Meindl |