Oktolog @ Schl8hof Wels - Erfahrungsbericht eines embedded Artist
Das Gelände des Alten Schl8hof in Wels hat einiges erlebt; das sieht, hört, riecht und schmeckt man. Nunmehr im sechsten Jahr findet in den ehrwürdigen Hallen das Art & Maker Camp „Oktolog“ statt. Es ist nicht leicht in Worte zu fassen, was man in dem acht Tage dauernden Künstler*innencamp erleben kann; vielleicht helfen ein paar Impressionen von einem, der glücklicher- und zufälligerweise gleich bei der ersten Ausgabe zugegen war. „Mag wer heut im Schl8hof vorbereiten helfen?“ lautete das Posting von Christoph auf Facebook. Nachdem ich sowohl ihn als auch den Schl8hof schon lange kannte und an dem Tag Zeit hatte, bestieg ich ein geschwindes Gefährt nach Wels und traf am Eröffnungstag des Oktolog 2017 ein. Ich war eine der ersten Personen vor Ort, zusammen mit den Macher*innen des Festivals. „Wobei kann ich denn helfen?“ fragte ich. „Naja, nimm dir erstmal ein Bier und dann schau ma …“ entgegnete Christoph und erzählte mir von dem Plan, einen zweistöckigen Swimmingpool im Hof bauen zu wollen. „Ein ambitioniertes Vorhaben!“ sagte ich und Christoph schmunzelte. „Von denen werden wir in den nächsten Tagen noch einige haben.“ entgegnete er und widmete sich Allfälligem. Mich Hilfe anbieten wollend nach emsigen Menschen umsehend fielen mir der Schl8hofveteran und hauseigene Koch Walter und sein Assistent Fifi auf. Die beiden waren damit beschäftigt, Lebensmittel in die Küche im ersten Stock zu transportieren, wo Sonja sie zurecht legte. So half ich ihnen und erfuhr dabei, dass in den nächsten acht Tagen etwas Besonderes stattfinden solle: Das gemütliche Gefühl, eine Insel alternativer Herangehensweisen und Überzeugungen mitten in Wels zu sein, die ausladende Infrastruktur des Schl8hofs und eine Handvoll Künstler*innen verschiedenster Couleur sollten zusammengeführt werden, auf dass sich spannende Projekte ergeben und eine feine Zeit gehabt werde. Im Laufe des Nachmittags trudelten immer mehr interessante Menschen ein, die sich in der Weitläufigkeit des Areals und der Gebäude einen Arbeitsplatz einrichteten und begannen, ihren kuriosen Vorhaben nachzugehen. Staffeleien wurden aufgestellt, Computerarbeitsplätze eingerichtet, Werkzeuge zur Verwendung, Eisen- und Holzteile zur Bearbeitung vorbereitet, Zettel an Wände geheftet, Stoffe drapiert usw. Nachdem mich interessierte, was sich denn da nun ereignen würde und ich generell für derlei Angelegenheiten so leicht zu fangen war wie ein Fisch in einem Eimer, verlängerte ich den geplanten Kurzaufenthalt Tag um Tag – und Nacht um Nacht, denn nach dem kreativen Arbeiten fand man sich gemeinschaftlich im Hof oder an der Bar ein, um zum einen die hervorragenden Mahlzeiten zu verdauen, die täglich angeboten wurden, und zum anderen das Joch des Tagwerks abzulegen und des Nächtens der für das Kunstschaffen dringend notwendigen Entspannung zu frönen. Zwischendurch bot es sich an, den Einkauf von benötigten Utensilien mit einem Besuch der Traun und einem Bad darin zu verbinden. Immer um Unterstützung bemüht, wie Musengesandte, halfen die Organisator*innen, der bereits erwähnte Christoph, Theresia und Flo, den vor sich hin Werkelnden. „Drucken kannst du im Büro“, „Starkstrom gibts dort“, „Freilich kannst hier am Gelände übernachten“, „ein spezielles Schaltteil zum Bewegen einer mobilen Installation? Frag mal die Kölner“, „Altes Geschirr kannst du haben, ja“, „Heut Abend gibts veganen Eintopf – aber auch Schweinsbraten“, „eine Blue Tooth-Box? Besorgen wir dir bis morgen“, „Laserinstallation? Sicher, such dir einen Platz dafür“, „Der Siebdruck-Workshop beginnt gleich, wennst wissen willst, was sonst so passiert, beim Eingang hängt ein Zeitplan mit allem, was sich so tut“ … Jeden Tag nahmen die Projekte der Partizipierenden mehr Gestalt an und selbst diejenigen, die ohne Plan für ein Werk anreisten und zuerst nichts zur Abschlusspräsentation beitragen wollten, fühlten sich nun doch motiviert, das zu tun. An ebenjenem Abschlussabend wurde der in ein mit Kunstinstallationen gespicktes Wunderland verwandelte Schl8hof für interessiertes Publikum geöffnet und zu einem Erlebnis, das man selbst in Metropolen lange suchen muss. Es gab Installationen, Interventionen, Aufführungen, Gemälde- und Bewegtbildausstellungen, sowie interaktive Angebote. Am nächsten Morgen umarmten sich vordem Unbekannte mit Tränen in den Augen zum Abschied und dann gingen alle ihrer Wege. Nur die ersten beim Oktolog, die unermüdlichen Macher*innen, waren noch da und richteten die Lokalität fürs reguläre Schl8hofprogramm her. In ähnlicher Weise habe ich das Oktolog in all den Jahren bisher erlebt. Aus anfangs etwa fünfundzwanzig Kunstschaffenden wurden bei der letzten Ausgabe 2021 um die fünfundvierzig. Die meisten kommen wieder und bringen mit Begeisterung neugierig Gemachte mit, zudem kam Nessi zum Team hinzu und erweiterte das kulinarische Spektrum. Das angenehm kleine, aber qualitativ sehr feine Netzwerk wächst. Das ist wohl der größte Vorteil der Initiative: Am Oktolog haben Menschen miteinander zu tun, die sich nicht unbedingt fürs Klinkenputzen und erfolgsversprechende Netzwerken interessieren und dennoch andere mit ähnlichen oder auch ganz anderen Interessensgebieten kennenlernen möchten. Das Ganze auf eine ungezwungene Art, in gemütlicher und gut ausgestatteter Atmosphäre und mit für das Festival Verantwortlichen, die gleichermaßen locker sind wie sie beflügeln. Meine persönliche Hoffnung ist, dass es so weitergeht und dass sich weiterhin so wunderbare und vielversprechende Leute dort einfinden wie bisher. Eigentlich müsste ich zu diesem Zweck gar keine Werbung für das hochsympathische Künstlercamp machen, denn es geht sehr gut auch ohne. Warum ich diesen Bericht trotzdem schreibe? Weil die Welt etwas versäumt, wenn sie nichts vom Oktolog erfährt!