Jazz/Impro/Avant
James Brandon Lewis Trio
Eintritt: Vvk €24
Ort: Alter Schl8hof
Vorverkauf: Moden Neugebauer, KUPFticket.com
James Brandon Lewis, Saxophon
Josh Werner, E-Bass
Chad Taylor, Schlagzeug
Der US-amerikanische Saxophonist James Brandon Lewis gehört zu den großen Versprechen der internationalen Jazzszene. Der mit einem PhD „ausgestattete“ Musiker wurde schon früh mit Auszeichnungen überhäuft, erst jüngst wurde er vom renommierten DownBeat Jazzmagazin sowohl als „Arstist of the Year“ als auch zum Tenorsaxophonisten des Jahres gewählt.
Seine Musik zeichnet sich durch eine einzigartige Mischung aus der emotionalen Kraft des Gospels und dem Groove von Blues und R&B mit den avantgardistischen Einflüssen von Musikern wie Albert Ayler, John Coltrane und Sonny Rollins aus. Er gilt als ein Saxophonist, der Traditionen verkörpert und transzendiert.
Dass er sich noch viel weiter vorwagt, beweist er (der schon längst nichts mehr beweisen muss) mit seinem Engagement als viertes Mitglied der Rockband „The Messthetics“, die vom Gitarristen Anthony Pirog und den beiden Ex-Fugazi Mitgliedern Joe Lally und Brandon Canty gegründet wurde (und die wir hoffen auch heuer noch präsentieren zu können).
„This Is Our Music“. So nannte Ornette Coleman sein fünftes Album, das 1961 veröffentlicht wurde. Wenn der New Yorker Saxophonist James Brandon Lewis nun dem Abschlussstück seiner Trio-Einspielung den Titel „Exactly, Our Music“ gibt, bringt das eine Vielzahl an Bedeutungsnuancen zum Schwingen. Zuallererst drängt sich da der Gedanke auf, dass sich Lewis, Josh Werner am E-Bass und Chad Taylor am Schlagzeug in einer Konversation mit dem Free-Jazz-Begründer befinden und ihre feste Zugehörigkeit zur afroamerikanischen Kulturgeschichte bestätigen. Nicht umsonst hat Lewis das Album nach einer Kolumnenreihe des Poeten und Black-Power-Aktivisten Amiri Baraka benannt und webt zudem beständig Verweise auf den Trompeter Don Cherry in die Stücktitel ein.
Aber auch wenn die Aufnahme einiges von den beiden genialischen Andersdenkern Coleman und Cherry übernimmt – den Free-Funk-Gedanken der Gruppe Prime Time etwa oder die Inklusion weltmusikalischer Elemente – so macht Lewis dennoch sein genuin eigenes Ding. Mit seiner abgehackten, extrem perkussiv wirkenden Phrasierung und seinen ungemein eruptiven Ausbrüchen klingt er zuweilen wie die Reinkarnation von Albert Ayler oder Peter Brötzmann als Rapper. Und dann lässt er auch immer wieder durchscheinen, dass er als im Jahr 1983 Geborener mit Grunge und Post-Rock aufwuchs.
Die Stärke des Albums „Apple Cores“ liegt darin, dass es trotz einer Vorliebe für wiederkehrende rhythmische und melodische Muster nie langweilig wird. Das verdankt sich fraglos Lewis’ Trio-Partnern, zu denen sich gelegentlich Gitarrist Guilherme Monteiro und Perkussionist Stéphane San Juan als Atmosphärenvertiefer hinzugesellen. Das liegt aber auch daran, dass James Brandon Lewis die Paten seines Musikverständnisses ehrt, indem er sie nicht nachahmt. „Exactly, Our Music“ ließe sich vor diesem Hintergrund als selbstbewusste Aktualisierung eines alten Kampfauftrags übersetzen.“ (Josef Engels, Rondo Magazin, 2025)